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Digital

In der Welt von «Digitalien»

In der Welt von «Digitalien»
Isabelle Seiler: «Gehen Sie davon aus, dass ich Männern und Frauen unterschiedliche Empfehlungen abgebe?»
Bild: Katja Jost

Vierzehn Fachleute haben gemeinsam ein Buch über Menschen, Digitalisierung und die daraus erwachsenden Chancen geschrieben. Wir haben uns mit einer Autorin über die Entstehung des Buches und ihren Beitrag zum Thema «Profil zeigen» – analog und digital – unterhalten.

Isabelle Sailer, Sie sind eine von 14 Autorinnen und Autoren des Buches «Erfolg in Digitalien». Was ist dieses Digitalien?
Dort, wo Menschen die Chancen der Technologie erkennen und sowohl anschlussfähig als auch disruptiv so nutzen, dass zukunftsfähige Arbeitsformen und Lösungen entstehen, dort liegt Digitalien. Es ist keine Methode, keine Plattform, keine App und auch keine Automatisierung. Digitalien ist Haltung, Vernetzung, Zusammenarbeit, Partizipation und das Erkennen, dass sich aus der Dualität von Mensch und Technologie Chancen ergeben.

Warum die Form eines Buches, wenn es um digitale Themen geht? Warum nicht Tik-Tok, Insta – eine Website, Youtube, Podcasts?
Digitalien schliesst Analogien mit ein und nicht aus. Haptik verliert nicht an Wert. Was zählt, ist der Inhalt. Natürlich ist unser Buch auch digital verfügbar. Und natürlich werden wir unsere Themen digital aufnehmen, zum Beispiel so geschehen als Begleit-Podcast vom Kollegen Martin Geisenhainer. Wir sprechen Führungspersonen an, die diese Dualität erleben und nach Anregungen aus der Praxis Ausschau halten.

Sie haben zusammen mit 13 weiteren Personen aus dem D_Break Netzwerk das Buch geschrieben. Wie ging das vor sich?
Die Methode nennt sich #booksprint und hat viel mit digitaler Arbeitsweise im Sinne einer aktiven, sich gegenseitig bereichernden Kollaboration zu tun: Wir trafen uns virtuell vorab circa drei Mal, um Inhalt, Struktur, Umfang zu festigen. Im November schrieben wir während drei Tagen konzentriert unsere Artikel, begleitet von einem Schreibcoach und dem Verlag. Danach war Textabgabe angesagt. Einige von uns arbeiteten gemeinsam in einem Hotel, einige remote, immer vernetzt via Zoom.

Und das D_Break Netzwerk ist eigentlich was genau?
D_Break wurde von Tobias Gläser gegründet und ist ein offener Kreis von Unternehmer*innen, die bereits Entscheidungen zum Thema Digitalisierung getroffen haben und digitale Haltung und Umsetzungen praktizieren. Wir treffen uns regelmässig. Dabei steht der Wissens- und Erfahrungsaustausch im Zentrum.

Das sind spannende Konzepte und Bewegungen. Auf was haben Sie sich im Buch in Ihrem Kapitel fokussiert?
Mein Artikel widmet sich dem Thema Profil zeigen – digital und analog. Ich gehe der Frage nach, wie es uns gelingt, als Mensch und nicht als Avatar im Netz aufzutreten.

Ob bei natürlichen oder juristischen Personen, korrelieren Profil und Identität immer zwischen realer und digitaler Welt?
Das ist eine beinahe philosophische Frage. Der Duden definiert Profil als Summe der Eigenschaften, die uns ausmachen. Identität steht für die Echtheit einer Person, aber auch für Unverwechselbarkeit. Erachten wir den digitalen Raum als relevante Öffentlichkeit, tun wir gut daran, unser Profil und unsere Identität in Einklang zu bringen. Was nicht heisst, dass wir auf jeder Plattform alles in gleichem Ausmass und Stil von uns Preis geben sollen.

Was sind da die Herausforderungen?
Wer sich in der analogen Welt erst wenig mit seiner eigenen Positionierung und Wertehaltung oder jener seines Unternehmens auseinandergesetzt hat, der oder die wird es auch digital schwer haben, ein klares Profil zu zeigen.

Das Digitale ermöglicht es jedem Unternehmen zur Media Company zu werden. Ein «Segen» für das Marketing und die Reichweiten. Was ist da aber der «Fluch»?
Ein digitaler Auftritt macht eine Firma ja noch nicht zum Medienhaus und einen Unternehmer noch nicht zur Celebrity. Die Reichweite und die tiefe Eintrittsschwelle bieten Chancen, die vor Jahren noch nicht gegeben waren. Umgekehrt resultiert aus Reichweite und digitaler Präsenz auch Verantwortung und das stetige Streben nach Glaubwürdigkeit: Tue ich was ich sage und sage ich was ich tue? Das gilt als Unternehmen genauso, wie als Unternehmer*in.

Und wie sollen Unternehmerinnen und Unternehmer damit umgehen?
Zuallererst, sich bewusst für oder gegen eine aktive Online-Präsenz entscheiden. Zudem stellt sich für mich nicht die Frage, was passiert, wenn ich als Führungsperson online nicht als Mensch und Unternehmer*in fassbar werde. Sondern, welche Chancen verpasse ich, weil ich nichts dafür tue.

Eine letzte Frage: Ich hätte gerne drei Tipps von Ihnen zur Kommunikation und Wirkung in Digitalien. Für den ungeübten Unternehmer in Social Media. Das ist jetzt bewusst männlich gehalten, aus gutem Grund.
Ich muss schmunzeln. Gehen Sie davon aus, dass ich Männern und Frauen unterschiedliche Empfehlungen abgebe?

Sagen Sie es mir. Tun Sie das?
Nein. Ich mache Kommunikationsentscheide in der Regel nicht vom Geschlecht, sondern von Personen, Zielsetzungen und der Situation abhängig. Zudem erachte ich Verallgemeinerungen bei Strategieempfehlungen als wenig zielführend. Diese Grundregeln dienen als Leitfaden: Glaubwürdigkeit, Fragen stellen und aktiv zuhören sowie Medienkompetenz. (Anm. d. Red.: Ausführliche Beschreibung siehe Box «Drei Tipps».)