Die Brugg Seiltechnik Holding AG ist weltweit mit über 20 Firmen vertreten. Die Geschäftsmodelle der Business Units (BU) reichen vom Projektgeschäft in Millionenhöhe bis hin zu Kleinaufträgen mit einem durchschnittlichen Rechnungsbetrag von rund CHF 600.–. Die unterstützenden Prozesse (IT, Finanzen, Human Resources) werden zentral über die Brugg Seiltechnik Holding AG erbracht und den BU indirekt über Management Fees in Rechnung gestellt. Die bereits umgesetzten Digitalisierungsprojekte ausserhalb des ERP-Systems wurden in fast allen BU ohne die IT durchgeführt. Dies deutet darauf hin, dass die aktuelle Organisation der IT nicht allen neuen Bedürfnissen der BU gerecht wird.
In der Thesis wird begründet, dass die IT heute mehr als nur ein Befähiger der Kernprozesse sein soll, die versucht ihre Leistungen so effizient und stabil wie möglich zu erbringen. Die Digitalisierung öffnet eine neue Dimension, in der die IT ein wesentlicher Teil von erfolgreichen Businessmodellen wird und Mehrwerte generieren kann. Die bisherige Organisation und Integration der IT der Brugg Seiltechnik ist unter Anbetracht der bisherigen Marktdynamik keineswegs falsch.
Der Paradigmenwechsel von der traditionellen System-effizienz hin zur Markteffizienz in Industrieunternehmen, in einem sich schneller ändernden Umfeld, zwingt Industrieunternehmen, ihre bestehenden Strukturen, Strategien und Zielhierarchien anhand der neuen Anforderungen des Marktes zu hinterfragen.
Die Digitalisierung bietet nicht nur Effizienzsteigerungen in den bestehenden Prozessen, sondern ermöglicht es den BU mit neuen, digitalen Wertangeboten zusätzliche Erträge zu erwirtschaften. In dieser Thesis wurde untersucht, wie die Organisation und Integration der IT in der Brugg Seiltechnik Holding AG für die zukünftigen Anforderungen der Digitalisierung und der digitalen Supply Chains aussehen muss.
Um die zentrale Fragestellung der Arbeit zu beantworten, wurden als erstes die Geschäftsmodelle der fünf BU der Brugg Seiltechnik vorgestellt und ihre digitale Reife analysiert. Darauf folgte eine Vorstellung und kritische Würdigung der aktuellen IT-Strategie und IT-Prozesse. Um die Anforderungen der digitalen Transformation an die Brugg Seiltechnik Holding AG herauszudestillieren, wurde in einem nächsten Schritt die digitale Transformation als solches vorgestellt.
Darauf folgte die Empirie der Auswirkungen und Anforderungen der digitalen Transformation auf traditionelle Unternehmen. Die Handlungsoptionen wurden an einem Workshop mit den Schlüsselpersonen der Organisation und externen Experten erarbeitet und bewertet. Der wesentliche Charakter der abgeleiteten Handlungsempfehlung liegt in der direkten Finanzierung von spezifischen Umsystemen der BU, der schnellen Integration neuer Umsysteme mittels einer standardisierten Middleware – der Schnittstelle zum ERP – und dem systematischen Aufbau digitaler Kompetenzen im Management.
Neu sind neben traditionellen Projekten auch Trial-and-Error-Projekte mit höchstmöglichen Lerneffekten gefordert. Sie werden mit einem zusätzlichen Budget auf Stufe Division unterstützt. Neue KPI zur Messung der Ziele und Massnahmen sind im Bericht aufgeführt, beschrieben und begründet. Zusätzlich wird das Wissensmanagement-Modell «Cynefin-Framework» beschrieben, und es wird begründet, weshalb es ratsam ist, laufende und geplante Projekte darauf zu visualisieren.
Komplizierte Marktsysteme verändern sich durch die digitale Transformation in komplexe Systeme, in denen agile Arbeitsmethoden und Organisationsformen wirksamer sind als traditionelle. Die vorliegende Thesis sensibilisiert die Auftraggeberschaft daraufhin, ihre Strukturen und Abläufe zum Aufbau digitaler Supply Chains zu hinterfragen und für eine erfolgreiche Zukunft, entsprechend der Handlungsempfehlung, neu aufzustellen.
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNV, Hochschule für Technik
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