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Management

Frankenstärke belastet die MEM-Industrie

Dank steigenden Bestellungseingängen konnte sich die schweizerische Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie) 2010 von der tiefen Wirtschaftskrise erholen. Eine Umfrage unter den Swissmem-Mitgliedern zeigt jedoch, dass die Frankenstärke massiv auf die Margen drückt und dadurch viele Unternehmen wieder in die operative Verlustzone abgleiten. Swissmem fordert eine konsequente Innovationsförderung, neue Freihandelsabkommen, den Verzicht auf weitere Erhöhungen der Lohnnebenkosten sowie den Erhalt der Personenfreizügigkeit.

Die Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie profitierte 2010 von der positiven Entwicklung der Weltkonjunktur. Die Bestellungseingänge stiegen gegenüber dem Vorjahr um 16,4%. Im vierten Quartal waren es sogar +29,3%. Von Oktober bis Dezember 2010 erhöhte sich erstmals auch der Umsatz (+5,9%). Für das gesamte Jahr 2010 liegt der Umsatz der Branche jedoch unter jenem von 2009 (–1%).
Auf den ersten Blick verführen diese Zahlen zur Einschätzung, dass in der MEM-Branche wieder alles zum Besten steht. Bei näherer Betrachtung relativiert sich dieser Eindruck schnell. Beim Umsatz bewegte sich die Branche 2010 noch immer weit unter dem Vorkrisenniveau (–21% im Vergleich zu 2008). Im Übrigen untergräbt die Frankenstärke die positiven Effekte der wirtschaftlichen Erholung.

MEM-Industrie leidet unter starkem Franken
Die Resultate einer Umfrage unter den Swissmem-Mitgliedern zur Frankenstärke machen die negativen Auswirkungen deutlich. 87% der antwortenden Firmen gaben an, «stark negativ» (54%) oder «mittelmässig negativ» (33%) von der Abwertung des Euros betroffen zu sein. KMU mit weniger als 250 Beschäftigten sind dabei ausgeprägter betroffen als die grösseren Unternehmen.
Das Problem liegt nicht bei der Nachfrage auf den Weltmärkten, sondern beim Margenverlust, der aus der schnellen, 17-prozentigen Aufwertung des Schweizer Frankens resultierte. Um keine Aufträge zu verlieren, mussten viele Exportfirmen die Preise senken. 48% der Firmen erlitten dadurch einen Margenverlust von mehr als 6 Prozentpunkten. Ohne Gegenmassnahmen führt ein solcher Margenverlust bei einem durchschnittlichen MEM-Betrieb direkt in die operative Verlustzone. Mittelfristig gefährdet dies die Überlebensfähigkeit vieler Betriebe.

Massnahmen zugunsten der Industrie
Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen hat bereits Gegenmassnahmen ergriffen. Kurzfristig stehen dabei der vermehrte Einkauf von Vorleistungen in Euro, Währungsabsicherungsgeschäfte und – falls möglich – Preiserhöhungen im Vordergrund. Nachhaltige Wirkung haben jedoch nur ein rigoroses Kostenmanagement, Effizienzsteigerungen und vor allem das Forcieren der Innovation. Dafür braucht es Zeit und passende Rahmenbedingungen. Swissmem stellt daher folgende Forderungen:
1. Der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) müssen für 2012 zusätzlich 50 Millionen Franken zugesprochen werden. Die vom Bundesrat am 16.2.2011 beschlossenen Massnahmen gehen in die richtige Richtung, reichen jedoch nicht aus. Das Forcieren der Innovationstätigkeit ist der grösste Hebel für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Im letzten Jahr wurden lediglich 43% der eingereichten Projekte gefördert. Viele Projekte kamen nicht zustande, obwohl sie von den Experten als förderungswürdig eingestuft wurden.
2. Der Bund muss die geplanten Freihandelsabkommen mit China und Indien möglichst schnell abschliessen. Die Exportindustrie braucht einen freien Zugang zu den neuen Wachstumsmärkten.
3. Die Personenfreizügigkeit darf nicht angetastet werden. Eine genügende Anzahl qualifizierter Mitarbeitende ist für die Exportindustrie eine entscheidende Voraussetzung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Tatsache ist, dass es an qualifizierten Fachleuten auf allen Stufen mangelt. Und der Zustrom an eigenem Nachwuchs nimmt laufend ab. Die Industrie ist darauf angewiesen, auch im Ausland qualifizierte Fachkräfte rekrutieren zu können.
4. Bund, Kantone und Sozialpartner müssen den flexiblen Arbeitsmarkt erhalten. Swissmem wird sich gegen weiterführende Regulierungen sowie gegen jede weitere Erhöhung der Lohnnebenkosten wehren.
5. Die Importeure müssen ihre währungsbedingten Gewinne an ihre Kunden weiter geben und ihre Preise entsprechend senken.

Keine rosigen Aussichten
Die Wachstumsdynamik dürfte sich in den kommenden Monaten abschwächen. Aufgrund des zuletzt zunehmenden Bestellungseinganges werden die Umsätze in den kommenden Monaten steigen. Allerdings besteht wenig Aussicht auf Besserung an der Währungsfront, womit sich die Margensituation kaum verbessern wird. Damit erzielen viele Unternehmen keinen oder einen zu geringen Gewinn, um ihre mittel- und langfristige Zukunft zu sichern. Swissmem geht davon aus, dass sich die negativen Auswirkungen der Frankenstärke im Verlaufe des Jahres 2011 noch akzentuieren werden.
www.swissmem.ch