(pi) Die Quintessenzen der aktuellen Branchenstudie 2016 der Schweizer Medizintechnik Industrie (SMTI) lauten:
1. Mit einem konstanten Umsatzwachstum von jährlich rund sechs Prozent seit 2010 toppt die Schweizer Medizintechnik die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP).
2. Diesem Umsatzwachstum und Zuwachs an Mitarbeitenden stehen der wachsende Preis- und Regulierungsdruck sowie die Frankenstärke gegenüber.
3. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen haben die Medtech-Unternehmen in den letzten Jahren strukturelle Anpassungen getätigt und weiter in die Optimierung der Prozess- sowie Kosteneffizienz investiert.
4. Auch kann die SMTI heute noch von den Vorteilen des hiesigen Standorts profitieren, dessen Attraktivität aber vermehrt von anderen führenden Medtech-Standorten konkurriert wird. So sind der starke Schweizer Franken, die Umsetzung der Unternehmenssteuerreform sowie die Masseneinwanderungsinitiative und der sich damit verschärfende Fachkräftemangel Unsicherheitsfaktoren für die CEOs hierzulande.
5. Um die internationale Wettbewerbs- und Innovationskraft dieser Industrie zu erhalten, eine Abwanderung von Produktion und Forschung ins Ausland zu unterbinden und den Heimmarkt wieder zu stärken, gilt es, die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Gehen wir ins Detail: Nach wie vor präsentiert sich die Schweiz mit einer starken Medtech-Industrie: Sie erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von CHF 14,1 Mrd., was 2,2 Prozent des BIP und einem Plus von CHF 0,8 Mrd. gegenüber 2014 entspricht. Damit zeigte die SMTI seit 2010 ein konstantes Umsatzwachstum von jährlich rund sechs Prozent, was deutlich über dem BIP-Wachstum liegt.
2015 umfasste die Branche rund 1350 Hersteller, Zulieferer, Dienstleister sowie Handels- und Vertriebsgesellschaften mit 54 500 Mitarbeitenden. Das entspricht 1500 mehr als 2014 oder einem Plus von 2,8 Prozent. Gleichzeitig wurde eine Arbeitsproduktivität von etwa CHF 260 000 pro Mitarbeitendem erreicht.
Mit einem Volumen von CHF 10,6 Mrd. konnten 2015 die Exporte trotz starkem Schweizer Franken konstant gehalten und in den Top-Destinationen USA mit CHF 2,6 Mrd. und Deutschland mit CHF 2,2 Mrd. sogar noch ausgebaut werden. Demgegenüber haben die Exporte in die EU seit 2010 wertmässig um etwa 15 Prozent abgenommen. Schuld daran ist einerseits der starke Schweizer Franken, andererseits ging die Nachfrage in krisengeplagten Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien generell zurück. Die Schweizer Medtech-Industrie trägt mit CHF 5,6 Mrd. rund ein Sechstel zum Schweizer Handelsüberschuss bei.
Die Importe haben seit 2010 um 11 Prozent zugenommen, mit den Hauptanteilen wiederum aus den USA und Deutschland. Dabei konnte die Branche aufgrund der Euro-Schwäche von günstigeren Preisen profitieren. Zusätzlich zwingen die Frankenstärke und der steigende Kostendruck die Unternehmen, mehr Vorleistungen und Investitionsgüter aus dem Ausland zu beziehen. Dieser Trend wird sich nach Brancheneinschätzung fortsetzen.
Die Mehrheit der befragten Firmen investiert auch künftig sowohl im In- wie im Ausland, am meisten in den Bereich Marketing und Sales, gefolgt von der Produktion sowie Forschung und Entwicklung. 86 Prozent planen Investitionen in der Schweiz, vor allem aufgrund der qualifizierten Fachkräfte und der hohen Arbeitsproduktivität.
Fast ebenso viele Unternehmen wollen jedoch auch im Ausland investieren. Als wichtige Gründe wurden die Nähe zu den Kunden, die Frankenstärke und hohe Personalkosten in der Schweiz genannt. Deutschland und USA sowie Kanada bleiben die wichtigsten Zielmärkte für Investitionen der Schweizer Medtech-Hersteller und -Zulieferer; Tendenz steigend.
Für Forschung und Entwicklung geben die Unternehmen jährlich, je nach Grösse und Alter, bis zu 30 Prozent ihres Umsatzes aus; Zulieferer kommen auf rund 13 Prozent. Wobei Kleinstunternehmen anteilsmässig am meisten investieren. Neue Produkte entstehen hauptsächlich durch interne Entwicklungen sowie Kooperationen, insbesondere mit Universitäten. Grosse Firmen ergänzen die Eigenentwicklung mit dem Zukauf von Ideen, Prototypen und fertigen Produkten.
Als bedeutenden Treiber für Produktinnovationen schätzt die Medtech-Branche die Digitalisierung ein. Neun von zehn Firmen nehmen sie als grosse Chance wahr, knapp die Hälfte der Befragten räumt ihr grossen Einfluss auf die heutigen Geschäftsmodelle ein.
Trotz des starken Schweizer Frankens produziert ein Grossteil der Unternehmen – neben den inländischen Firmen auch Global Player wie Johnson & Johnson Medical, Medtronic, Zimmer Biomet und Biotronik – weiterhin in der Schweiz. Denn die Standortvorteile der Schweiz sind nach wie vor gross.
Laut der Analyse brilliert die Schweiz vor allem (noch) mit einem guten Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften, einem innovationsstarken Umfeld und einer relativ tiefen Unternehmenssteuer. Der Werkplatz konkurriert im weltweiten Wettbewerb vor allem mit Deutschland, Irland, den USA und Singapur. (Zu diesen vier ausgewählten Standorten zieht die SMTI-Studie erstmals einen detaillierten Vergleich.)
Die Schweizer Medizintechnik-Branche glaubt an ihr Potenzial und blickt positiv in die Zukunft: Die Befragten erwarten für 2016 ein erhöhtes durchschnittliches Umsatzwachstum von 8,6 Prozent, respektive 7,5 Prozent für 2017. Dabei werden die USA, südamerikanische Länder, China und Iran als besonders attraktive Absatzmärkte eingestuft.
*Die SMTI-Branchenstudie 2016 basiert auf der Befragung von rund 350 Unternehmen sowie den daraus abgeleiteten Fakten. Die Studie wird durch «Swiss Medtech» (Medical Cluster und Fasmed) gemeinsam mit der Helbling Gruppe publiziert. Sie kann unter www.goo.gl/AUW5FG kostenfrei heruntergeladen werden.
Medical Cluster
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doris.loretan@medical-cluster.ch
Fasmed
3074 Muri b. Bern, Tel. 031 380 85 95
fasmed@medizinprodukte.ch, www.fasmed.ch
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8048 Zürich, Tel. 044 438 17 11
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