Die Handelskonflikte, der Brexit sowie die schwachen Währungen von Schwellenländern bereiten Schweizer Exporteuren Sorgen. Im Vergleich zu 2018 sind die Erwartungen an die Exportentwicklung in diesem Jahr deutlich tiefer und in wichtigen Exportländern wie Frankreich, Italien und Grossbritannien erwarten die exportierenden Unternehmen höhere Risiken. Dies belegen der Swiss Export Risk Index SXR und der zugrundeliegende «Exportrisiko-Monitor 2019», für den die Berner Fachhochschule im Auftrag von Euler Hermes auch in diesem Jahr über 300 exportorientierte Schweizer Unternehmen befragt hat.
Zunehmende Risiken
Die in der Umfrage 2019 aufgezeigte Betroffenheit ist ähnlich wie diejeniege aus dem Jahr 2018 – nach einem stetigen Rückgang seit 2015.
«Dieser Rückgang war das Resultat einer tieferen Betroffenheit durch Währungsrisiken und konjunktureller Risiken – während das politische Risiko eine steigende Tendenz aufwies. Die Unternehmen erwarten für das Jahr 2019 eine Risikozunahme im Export, vor allem der politischen Risiken, den Cyberrisiken und erneut auch der konjunkturellen Risiken», sagt Stefan Ruf, CEO Euler Hermes Schweiz. «Das deckt sich in vielen Teilen mit unserer Sicht. Weltweit steigen Insolvenzen im Jahr 2019 voraussichtlich um 6 Prozent, in der Schweiz rechnen wir mit einem Zuwachs von 1 Prozent. Das ist für die hiesigen Unternehmen keine gute Nachricht und besonders für Exporteure steigt vielerorts das Risiko. Auf den Abschwung des Welthandels sind einige Länder nicht ausreichend vorbereitet.»
Steigende Risiken in wichtigen Ländern
Für mehrere wichtige Exportmärkte der Schweiz befürchten die Unternehmen eine sich verschärfende Risikolage. Diese Einschätzung beruht bei Grossbritannien auf dem Brexit und bei Frankreich und Italien wohl auf den jeweiligen aktuellen innenpolitischen Entwicklungen. Bei den USA sind es die verschiedenen Initiativen für neue Handelshemmnisse, die für den Export von Schweizer Unternehmen ein steigendes Risiko darstellen. In Russland und der Türkei spielen die Einflussnahme der Politik auf die wirtschaftliche Tätigkeiten eine wichtige Rolle bei dieser Bewertung.
40 Prozent der Unternehmen erachten die aktuellen Handelskonflikte als grosse oder eher grosse Gefahr für ihre Exporte. Die Unternehmen befürchten hohe Exporttarife, die ihr Geschäft empfindlich treffen könnten. Denn Handelshemmnisse treffen Schweizer Exporteure auch dann, wenn nicht die Schweiz selbst das primäre Ziel dieser ist: Eine allfällige Erhöhung der Importzölle auf deutschen Automobilien durch die USA hat ebenfalls grosse Konsequenzen für die vielen Schweizer Zulieferbetriebe. Ein weiteres Problemfeld eröffnet sich für Unternehmen, die den amerikanischen Markt von ihren Fabriken in China aus beliefern. Hohe amerikanische Zölle auf Importen aus China könnten dieses Geschäftsmodell in Frage stellen.
Der harte Brexit und insbesondere dessen noch nicht festgelegte Umsetzung sehen die Umfrageteilnehmenden ebenfalls als Gefahr. Für Unternehmen mit entsprechenden Lieferantenbeziehungen in Grossbritannien ist der Brexit auch ein hohes Beschaffungsrisiko, das letztendlich einen Einfluss auf die gesamten Exporte des Unternehmens haben könnte.
Trübe Aussichten
Das Exportjahr 2018 war mit einem Wachstum von 5,7 Prozent sehr gut – wobei dieses Wachstum vor allem im ersten Halbjahr 2018 erzielt wurde. Seit dem dritten Quartal 2018 ist die Entwicklung volatil. In Bezug auf 2019 sind die Unternehmen demzufolge auch weniger optimistisch als vor einem Jahr: Besonders weniger Nennungen erhielt ein positive Exportentwicklung nach Russland, Singapur, Spanien, Italien, Brasilien, Grossbritannien und in die Türkei.
«Spannend ist die eher verhaltene Erwartung für Spanien und Italien – beides grosse Exportländer der Schweiz. Während die tieferen Erwartungen in Bezug auf die Exporte nach Grossbritannien durch den drohenden harten Brexit erklärt werden können, handelt sich bei den Änderungen nach Russland Brasilien und in die Türkei wohl um ein Resultat der schwachen Währungen dieser Länder, die die bereits hohen Preise für Schweizer Produkte noch weiter erhöhen», erläutert Dr. Paul Ammann, Head Research Group International Management, Berner Fachhochschule.
Die vollständige Studie unter www.eulerhermes.ch und www.bfh.ch