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Werkplatz Schweiz und Digitalisierung: Von der Einsicht zur Auswirkung

Mit den vielbeachteten «Swiss Manufacturing Surveys» möchte das Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen den Kenntnisstand über die Situation der produzierenden Schweizer Industrie verbessern. Ein Teil der letztjährigen Umfrage betraf das Thema «Digitalisierung und Industrie 4.0». Dabei zeigten sich deutliche Differenzierungsmerkmale zwischen Grossunternehmen und KMU.

Im weltweiten Vergleich zur digitalen Wettbewerbsfähigkeit wird die Schweiz auf dem fünften Rang eingeordnet. Damit wird dem Werkplatz eine grundsätzlich hohe Fähigkeit bescheinigt, um den herausfordernden Prozess der Digitalisierung bewältigen zu können. Für das Verständnis zum Fortschritt der Digitalisierung existiert allerdings eine Vielzahl unterschiedlicher Bewertungsmethoden. Aufgrund dieser Vielflalt an Messmöglichkeiten, lassen sich Unternehmensgruppen studienübergreifend meist nur schwer vergleichen.

 

Um die Unterschiede zwischen Grossunternehmen und KMU zum aktuellen Status von Industrie 4.0 und Digitalisierung darzustellen, führt das Institut für Technologiemanagement der Universität St. Gallen (ITEM-HSG) jährlich zwischen April und August den Swiss Manufacturing Survey durch. Dafür werden Unternehmen mit mindestens einem Produktionsstandort in der Schweiz analysiert.

 

In diesem Rahmen wurden die Teilnehmer gefragt, welche Ziele sie in den Jahren 2019-2022 mit ihren Industrie 4.0- und Digitalisierungsaktivitäten verfolgen werden. Die wichtigsten Ziele sind dabei die Steigerung von Flexibilität und Fertigungseffizienz sowie die Integration von Kunden und Lieferanten in Geschäftsprozesse.

 

Es gibt allerdings grosse Unterschiede: KMU streben vor allem an, die Fertigungsflexibilität zu erhöhen. Grossunternehmen sehen hingegen die Steigerung der Fertigungseffizienz im Vordergrund. Im Schnitt stimmen Grossunternehmen zudem allen Zielen stärker zu als KMU. Dieser Sachverhalt deutet auf ein von Grossunternehmen grundsätzlich höher eingeschätztes Potential von Industrie 4.0 hin. Beim Angebot von neuen digitalen Services und Produkten sowie der Koordination von Produktionsstandorten liegen KMU im Vergleich zu Grossunternehmen weiter hinten.

 

Ausserdem wurden die Unternehmen gefragt, welches Stadium der Implementierung einer Reihe von ausgewählten Technologien sie Ende 2018 bereits erreicht hatten. Die in den meisten Unternehmen vollständig implementierten Technologien sind Fernwartung, Modellierung / Simulation / Visualisierung sowie Apps und Plattformen. Danach folgen Cloud Computing, 3D-Druck sowie M2M-Konnektivität (Maschinenvernetzung).

 

Grosse Unternehmen weisen im Schnitt auch hier einen höheren Implementierungsstatus über alle Technologien hinweg auf. Das Resultat überrascht nicht, denn bereits bei den verfolgten Zielen zeigt sich ein durchweg höher erwartetes Potential bei Grossunternehmen aus den eingeleiteten Industrie 4.0- und Digitalisierungsaktivitäten.

 

Die Studie zeigt aber auch: Grundsätzlich ist kein stark gegenläufiger Trend zwischen den Unternehmensgruppen zu erkennen – sie scheinen auf die gleichen Technologien zu setzen. Bei der Einführung von autonomer Robotik, Data Mining und autonomen Transportsystemen sind Grossunternehmen gegenüber KMU jedoch besonders weit fortgeschritten.

 

Schliesslich lässt sich bei Grossunternehmen eine höhere Erwartung an die mit den Industrie-4.0- und Digitalisierungsaktivitäten verfolgten Ziele feststellen und der  Implementierungsstatus entsprechender Technologien fällt höher aus. Im Vergleich zu KMU gehen die Trends bei Zielen und Technologien  tendenziell in die gleiche Richtung. So können KMU durch die Kollaboration mit Grossunternehmen profitieren (siehe auch Interview unten).