Rechtzeitig zur Eröffnung der Badesaison brachte Emmi die Kultmarke Pierrot zurück in die Kühlboxen mancher Badi. Das Glacé mit dem burlesken Pierrot-Clown und den bunt tanzenden Buchstaben im Logo ist ein Zeuge seiner Zeit. In den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts erblickte die Marke das Licht der Welt. Der Unilever-Konzern kaufte das Label und nahm die feinen Produkte Anfang der Nullerjahre wieder vom Markt. Und nun lebt der Kult (vielleicht) wieder auf und versüsst so manchen Kindern ihren Badibesuch. Damit sind wir bei der grössten Frage zum Erfolg der Neulancierung. Jedes auch noch so kultige Konsumgut überlebt nur, wenn es breit verfügbar ist. Die vier neu aufgelegten Sorten Tom, Pierino, Magic und Croquant sind vorerst nur an ungefähr 50 Orten erhältlich. Man findet sie vornehmlich in Badeanstalten und sonstigen Freizeitparks für Familien wie dem Zoo Zürich. Zur Promotion wurde eine Partnerschaft mit «Das Zelt» eingegangen und auf Facebook eine eigene Seite erstellt. Ob dies reicht und die Distribution sukzessive ausgebaut werden kann, wird sich weisen. Die Konkurrenz durch beliebte Markenartikel und Eigenmarken der Detailhändler ist gross und die Tier-Glacés der Migros sind mindestens so kultig wie Pierrot.
Zum Glück gibt es einen besonderen Pluspunkt für Pierrot: Das Glacé wird ohne Palmöl produziert. Ein echter USP und voll und ganz im Trend. Vielleicht gönnen umweltbewusste Eltern ihren Schützlingen deshalb einen Pierrot-Stengel.
Was lernen wir aus der Pierrot-Retrostory? Eine bei den in die Jahre gekommenen Konsumentinnen und Konsumenten bekannte Marke, ein aufgefrischtes Logo und eine Kommunikation, die dort ansetzt, wo der Unterbruch begonnen hat, reichen nicht zum Kult. Auch das Produkt selbst braucht einen neuen Kick. Die ökologische Produktion von Pierrot ohne Palmöl hat das Potenzial dazu, aber es gibt keine Erfolgsgarantie. So hat es zum Beispiel Mini geschafft, aber der Beatle (Ex-Käfer) ist tot.
