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Start-up

«Nutzen statt Besitzen!»

«Nutzen statt Besitzen!»
Lucie Rein, CEO Sharely: «Wir wollen die Schweizer Bevölkerung für umweltbewusste Alternativen begeistern und aufzeigen, dass es nicht viel bedarf, um kleine Veränderungen zu erreichen.»
Bild: Sharely

Als eine der wenigen «Women in Tech» hat Lucie Rein die Start-up-Szene in der Schweiz mit innovativen Ideen nachhaltig geprägt. Nachdem sie die Anti-Foodwaste-Plattform «Too Good To Go» in der Schweiz aufgebaut hat, führt sie seit Mai 2021 ihr Engagement für nachhaltigen Konsum und ressourcenschonende Wirtschaftsmodelle erfolgreich weiter und verhilft als CEO dem Zürcher Start-up Sharely zu neuer Flughöhe.

Sie brauchen einen Hochdruckreiniger, um den Vorplatz Ihres Hauses zu reinigen? Einen Beamer für die Vereins-GV? Sie wollten schon lange einmal eine Drohne ausprobieren? Und Sie brauchen diese Dinge wahrscheinlich genau einmal im Jahr. Statt dafür Hunderte von Franken auszugeben, kann man diese Gegenstände auch mieten.

Das ist nicht nur billiger, sondern auch ökologisch sinnvoller. Auf der Online-Plattform Sharely.ch oder mobil und praktisch, mit der Sharely-App.

Sharely ist die grösste Miet- und Vermietplattform in der Schweiz. Die Plattform verschafft einer dynamisch wachsenden Community Zugang zu verschiedensten Objekten wie Drohnen, Sport- und Gartengeräten oder Produkten im Hi-Fi- und Multimediabereich.

Schweizweit verzeichnet Sharely bereits über 43'000 aktive Nutzerinnen und Nutzer, die sich täglich Gegenstände aller Art teilen. Unter der Führung von Lucie Rein wurden essentielle Wachstumsschritte angestossen: In nur vier Monaten hat Lucie Rein als neue CEO wesentliche Akteure des Schweizer Handels als Partner gewinnen können, die nun über Sharely in die Kreislaufwirtschaft eingebunden werden.

Dazu gehören unter anderem Migros und Coop, die mit Migros Do It + Garden und Interdiscount auf der Plattform vertreten sind. Sharely ist Teil der Sharing Economy und bietet eine moderne Plattform für den nachhaltigen, smarten und nachbarschaftlichen Konsum.

Das Credo lautet: Vorhandene Ressourcen besser nutzen und gleichzeitig einen unkomplizierten Zugriff auf eine Fülle von Objekten zu gewähren. Im September 2021 hat Sharely prominente Unterstützung erhalten und eine erste Finanzierungsrunde über 660'000 Franken abgeschlossen.

Das frische Geld fliesst in die Weiterentwicklung der Plattform; per Ende Jahr soll die Webseite komplett neu lanciert werden. Eine nächste, grössere Finanzierungsrunde ist für Anfang 2022 geplant.

Die Unternehmerzeitung hat sich mit der innovativen CEO unterhalten.

Lucie Rein, was haben Sie zuletzt «geshart»?
Ich besitze einen praktischen Klapptisch, der sich perfekt für einen Flohmarktstand oder ein Fest im Park eignet. Ich nutze diesen aber selbst maximal zweimal im Jahr und biete ihn deshalb über Sharely zum Vermieten an. Soweit ist das mein meist vermietetes Objekt!

Sie haben von «Too good to go» zu «Sharely» gewechselt, wieso?
Mein Engagement bei «Too Good To Go» hatte den gewünschten Effekt erzielt. Zudem ist das Unternehmen mittlerweile zu einer grossen strukturierten und internationalen Firma gewachsen. Entsprechend wurde der Spielraum für eigene Entscheidungen immer kleiner. Als begeisterte Unternehmerin locken mich die Herausforderung und das Kreative. Mich faszinieren die Möglichkeiten der Kreislaufwirtschaft. Die Gelegenheit, bei Sharely als CEO die Zügel zu übernehmen, wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Unser Team sprudelt vor Ideen und wird Sharely mit neuen Ansätzen zum Erfolg bringen.

Woher kommt Ihre Leidenschaft für nachhaltige Themen?
Das grösste Problem in der modernen Welt ist der Klimawandel. Da reichen eine Handvoll Gesetze nicht aus, um beispielsweise Einweg-Plastik zu verbieten. Auch höhere Spenden für Klimaprojekte greifen zu kurz. Es braucht systemische Veränderungen. Und diese erzielt man nur, indem man den Status Quo in Frage stellt und Lösungen auf den Markt bringt, die selbsttragend sind. Unser Anspruch ist, langfristig das Konsumverhalten in der Bevölkerung zu verändern. Ausserdem begeistern mich die Möglichkeiten, die sich mir als Unternehmerin bieten. Mit dem nötigen Engagement kann man selbst entscheiden, was man aufbauen möchte, welche Probleme man lösen und wie man die Welt verändern will.

Auf der Webseite steht: «Wir suchen «badass Leute», mit viel Drive und Lust etwas aufzubauen und die Welt zu verbessern.» Sind Sie eine «badass»?
Na klar. Das will ich doch schwer hoffen!

Verbessern Sie die Welt?
Natürlich wollen wir mit Sharely die Welt verbessern! Unser Ziel ist es, der Gesellschaft eine innovative Plattform zu bieten, die einerseits Privatbesitz relativiert und andererseits sämtliche Vorteile der Sharing Economy aufzeigt. Über Sharely erhalten unsere Nutzerinnen und Nutzer einen einfachen und günstigen Zugang zu einer Vielfalt von Objekten. Hier sprechen wir alle an – ob umweltbewust, convenience-affin oder preissensitiv. Indem wir dazu inspirieren, mit weniger materiellen Gütern auszukommen und sich auf die Annehmlichkeiten einer Sharing-Community zu verlassen, helfen wir dabei, Ressourcen zu schonen.

Laut Blog-Beitrag waren die Top-Mietartikel im 2018: 1. Hochdruckreiniger, 2. Beamer, 3. Drohne, 4. Autoanhänger, 5. Bohrmaschine. Stimmt die Liste noch?
Diese Rangliste stimmt heute immer noch. Das sind alles typische Objekte, die man nur ab und zu braucht, aber nicht zwingend selbst besitzen muss. Im kommenden Jahr wird sich die Liste der meistvermieteten Objekte – dank unseren neuen Partnern – bestimmt weiterentwickeln.

Kann man auf Sharely nur Produkte sharen oder auch anderes, zum Beispiel Dienstleistungen?
Über Sharely teilen wir ausschliesslich Produkte. Dienstleistungen beruhen auf einem anderen Geschäftsmodell, das mit einer grossen sozialpolitischen Verantwortung einhergeht und das Risiko birgt, in die Gig Economy einzutreten. In diese Richtung wollen wir mit Sharely nicht gehen.

Migros und Coop sind schon dabei, welche Partner stehen noch auf Ihrer Wunschliste?
Wir sind bereits weitere Partnerschaften eingegangen, die wir bald kommunizieren werden. Zuerst werden wir diese aber auf unserer Plattform live schalten. Besonders im Sportbereich möchten wir bald weitere Pilotprojekte starten. Meine Wunschliste umfasst sämtliche Schweizer Fachmarktketten!

Torpedieren diese Unternehmen damit nicht ihr oberstes Ziel: verkaufen?
Auf keinen Fall. Es geht nicht darum, zu vermieten statt zu verkaufen. Sondern darum, zu vermieten und zu verkaufen. Dies ermöglicht dem Handel eine neue Kundschaft anzuziehen, neue Konsumgelegenheiten zu etablieren und neue zukunftsweisende Kreislauf-Modelle zu entwickeln. Heute haben Kundinnen und Kunden im Geschäft die Wahl: kaufen oder gehen – und anschliessend woanders second-hand kaufen oder von Freunden ausleihen. Neu ermöglicht Sharely dem Handel die Option «mieten». Dies bringt dem Geschäft mehr Conversion, höhere Frequenz am Standort, eine bessere Ausschöpfung der Kaufkraft entlang der Utility-Curve und damit entsprechend auch mehr Ertrag. Somit «torpediert» der Handel höchstens die Alternativen, welche die Kundschaft an einer Transaktion mit dem betreffenden Geschäft hindern könnten.

Thema online – offline: wird es bald einen Sharely-Shop geben?
Nein, zurzeit ist hier nichts geplant. Wir fokussieren uns momentan auf den Relaunch unserer Webseite und den Ausbau unserer Partnerschaften.  

Die Plattform wird Ende Jahr relaunched, was wird die Community überraschen?
Wir werden ein komplett neues Nutzererlebnis schaffen. Unser Credo bleibt: Nutzen statt besitzen!

Und wofür brauchen Sie das Geld der nächsten Finanzierungsrunde im Frühjahr 2022?
Das Geld der nächsten Finanzierungsrunde wird uns ermöglichen, uns dank Sales & Marketing schnell im Schweizer Markt zu etablieren und unsere neue Tech-Plattform mit tollen neuen Funktionen weiterzuentwickeln.

Was steht als nächstes in Sachen Nachhaltigkeit auf Ihrer To-do-Liste?
Wir wollen die Schweizer Bevölkerung weiterhin für umweltbewusste Alternativen begeistern und aufzeigen, dass es nicht viel bedarf, um kleine Veränderungen zu erreichen. Wie wir alle wissen, beginnt die Veränderung immer bei der eigenen Person. Die Summe all dieser kleinen Veränderungen wird auf Dauer viel ausmachen!