Jetzt steht zuerst einmal die Freude an erster Stelle, nicht die Windeln. Luisa Kahlfeldt freut sich, dass sie als nationale James Dyson Gewinnerin gekürt worden ist – und somit die Chance hat, den internationalen Award zu gewinnen: «Ich freue mich sehr über den Preis. Das positive Feedback motiviert mich und nun hoffe ich, dass auch die internationale Jury von dessen Relevanz überzeugt sein wird.»
Ihre Idee hat nämlich ein gewisses Sprengpotential. Disruption in der Windeln-Branche könnte man das jetzt nennen und ganz viele grosse Brands aus dem Konsumgütersektor würden garantiert keine Freude an Kahlfeldts Prototypen haben.
Denn: Einwegwindeln stellen den drittgrössten Anteil an Einzelartikeln in Mülldeponien dar. Alleine in Europa landen täglich 17 Millionen Wegwerfwindeln im Abfall. Aufgrund ihrer Beschaffenheit aus Zellulosefasern, absorbierendem Polymer und anderen synthetischen Fasern, kann die Zersetzung einer Windel bis zu 500 Jahre dauern. Zudem enthalten Wegwerfwindeln potentiell schädliche Chemikalien und Giftstoffe, welche in der Vergangenheit immer wieder in Verbindung gebracht werden konnten mit Hautirritationen, Hautausschlägen oder kürzlich sogar mit diversen Krebserkrankungen.
Innovativ neue Wege gehen
Luisa Kahlfeldt, die Industriedesign an der École Cantonale d’Art de Lausanne (ECAL) studiert, hat sich dem Problem angenommen und mit ihrem Projekt SUMO eine Neuheit geschaffen: Eine einzigartige Windel aus 100 Prozent nachhaltiger Sea-Cell-Faser. Dank den Eukalyptus- und Algenextrakten ist die Windel nicht nur antibakteriell und hat absorbierende Eigenschaften – sie ist auch biologisch abbaubar.
In Kollaboration mit einem renommierten Textilinstitut ist es Luisa gelungen, das erste funktionelle 100 Prozent Sea-Cell-Gewebe zu konzipieren und damit eine nachhaltige Windel für Säuglinge zu kreieren, die eine preiswerte Alternative zu herkömmlichen Windeln darstellt. Sobald sich das Produkt im Recyclingkreislauf befindet, kann es mechanisch recycelt werden, ohne jeglichen Abfall und nicht kostenintensiv. Dies macht die «Sumo»-Windel attraktiv auf ökologischen und ökonomischen Level.
«Ich hatte den persönlichen Wunsch, mehr über nachhaltige Textilherstellung und Verarbeitung zu erfahren. Das von uns entwickelte Gewebe zeigte viele einzigartige Eigenschaften, die mich auf die Stoffwindel brachten», sagt die 28-jährige Industriedesign-Studentin.
«Bei den herkömmlichen Windeln mangelt es an nachhaltigen und wirklich überlegten Alternativen. Ich wollte meine industriellen Designfähigkeiten anwenden und ein alltägliches, aber doch komplexes und technisches Produkt verbessern.»