Viel wird derzeit über Work-Life-Balance geredet. Für Selbstständige ist das Thema seit jeher virulent. Die Gestaltung des Arbeitstages muss die Freizeitplanung miteinbeziehen, und in Zeiten zunehmender Erreichbarkeit ist die Trennung ohnehin nicht mehr eindeutig. Nun kann man auf zweierlei Weisen auf diese Herausforderung reagieren. Entweder strukturiert man seine Freizeit so, dass die Arbeitsfenster darin nicht überhand nehmen. Oder aber man gibt sich den frei fliessenden Informationsströmen hin und lässt der Freizeit Raum am Arbeitsplatz. Mit Letzterem könnte man zumindest einen Grundgedanken des Coworking-Space und Social Clubs Birdhaus umschreiben.
Arbeitsplatz und Freizeitclub
Das im Mai eröffnete Birdhaus ist ein Workspace nur für Frauen – aber eben auch Club, Treffpunkt und Event-Location. Dabei geht es nicht darum, Männer auszuschliessen, sondern vielmehr um die Förderung des Austauschs und Networkings. «Als ich in die Schweiz zog, waren es insbesondere tolle und inspirierende Frauen, die mir meinen Neustart erleichterten. Deshalb wollte ich einen Ort schaffen, an dem all diese wunderbaren Frauen, ob Schweizerinnen oder Expats, zusammenkommen können. So wurde die Idee zu Birdhaus geboren – einem Ort, der uns allen gehört, an dem wir Ideen sammeln und uns vernetzen können», erklärt Gründerin Michelle Gasparovic.
Die gebürtige US-Amerikanerin zog Anfang 2017 mit ihrer Familie nach Zürich und kannte das Modell aus den USA, wo Coworking-Spaces nur für Frauen verbreiteter sind. Das Ziel ist, für selbstständige und berufstätige Frauen einen gemeinsam Ort zur Verfügung zu stellen, an dem sie sich wohlfühlen und auch gerne – zumindest einen Teil davon – ihre Freizeit verbringen. Darum geht es nicht nur um einen funktionalen Arbeitsplatz, sondern auch um das Rahmenprogramm. Am Mittwoch findet zum Beispiel ein Yogakurs statt, der für Vollzeitmitglieder kostenlos ist. Daneben gibt es verschiedene Workshops, Mitglieder-Brunches, einen Buchclub und am Ende der Woche jeweils den Friday Social Apéro.
Nicht nur für Selbstständige
Die besten Ideen kommen bekanntlich nicht unbedingt am Schreibtisch. Ziel ist klar, durch den Club-Gedanke den gegenseitigen Austausch zu fördern und sich zu neuen Ideen zu inspirieren. Deshalb sei es wichtig, dass sich die Besucherinnen im Birdhaus zu Hause fühlen. Entsprechend wurde viel Sorgfalt auf die Gestaltung der Räume gelegt. Ob das Designg nun eher Frauen anspricht, mag dahingestellt sein, doch in dem lichten, farblich harmonisch gestalteten Birdhaus kann durchaus Wohnzimmeratmosphäre aufkommen. Damit man sich trotzdem auf die Arbeit konzentrieren kann, wird das Mittagessen vom Vegan-Restaurant Roots ins Büro geliefert. Und Kaffee ist natürlich jederzeit gratis verfügbar.
Für selbstständige Frauen bietet das Birdhaus sicher eine attraktive Arbeitsplatzlösung. Gerade sie können vom Austausch mit Kolleginnen und anderen Berufstätigen profitieren. Dazu müssen sie natürlich die eigenen vier Wände verlassen und Kontakte finden. Doch nicht nur sie sind willkommen, im Gegenteil. Damit die Inspirationsquellen auch über Branchengrenzen hinweg reichlich fliessen, steht das Birdhaus allen berufstätigen Frauen aller Branchen offen. Schliesslich entstehen kreative Ideen oft durch den Input scheinbar Unbeteiligter.
Zugang durch Mitgliedschaft
Zugang zum Workspace und zu den Events und Kursen erhält man – ganz im Sinne des Club-Gedankens – über eine Mitgliedschaft. Möglich sind sowohl Voll- und Teilzeit- wie auch Tagesmitgliedschaften. Mit einer Jahresmitgliedschaft stehen einem alle Workshops und Abendveranstaltungen kostenlos oder zu reduzierten Preisen offen. Wer seinen potenziellen Arbeitsplatz zuerst überprüfen möchte, kann über die Webseite einen Besuchstermin vereinbaren. Denn eines ist Michelle Gasparovic auch wichtig: Sie möchte sich für ihre Mitglieder Zeit nehmen und sie gerne persönlich kennenlernen.