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Unternehmen

Traditionshaus mit verführerischem Angebot

Sie zählen zu den Klassikern der Schweizer Confiseur-Kunst, die Basler Läckerli. Als Hersteller des Basler Originals steht das Läckerli Huus für Tradition. Trotzdem gilt es, die Kunden immer wieder mit Neuheiten zu überraschen, sagt Inhaberin und Geschäftsführerin Miriam Baumann.

Das Haus hat Tradition. Und eine über 100-jährige Geschichte, die eng mit dem Basler Läckerli verknüpft ist. 1903 stieg der junge André Klein aus dem Berner Oberland bei einer Basler Confisierie ein und übernahm diese bereits ein Jahr später. Schon damals zählten die Läckerli zum Aushängeschild des Basler Hauses und noch heute werden sie nach unverändertem Rezept hergestellt. Das süsse Gebäck aus einer Mischung aus Honig, Mandeln, Haselnüssen, Gewürzen, Baselbieter Kirsch und weiteren Zutaten erfreut sich nach wie vor grosser Beliebtheit und ist namensgebend für das Unternehmen. Heute bietet das Läckerli Huus aber auch Rahmtäfeli, Bisquitspezialitäten und seit 2015 sogar Schokolade und Pralinés an.

Die süsse Verführung war für Miriam Baumann zumindest mit ein Grund, beim Läckerli Huus einzusteigen. «Es ist natürlich ein Vorteil, wenn man das Produkt mag und ich war tatsächlich immer schon ein Läckerli-Fan». Das reicht natürlich nicht, um ein Unternehmen zu führen, doch eine solide Basis war mit dem Klassiker gesetzt, als sie 2007 das Unternehmen übernahm, das sie seither als Geschäftsführerin leitet. Genauso ausschlaggebend für ihren Entschluss war aber das vorhandene Potenzial, das sie im Unternehmen sah. In den nächsten Jahren ging es darum, das «verstaubte» Image «auf Hochglanz zu polieren», um auch wieder neue Kunden anzuziehen.

Detailhandel unter Druck
Das war auch nötig. Der stationäre Detailhandel leidet bekanntlich unter dem veränderten Kaufverhalten der Konsumenten, immer mehr wird online und im Ausland eingekauft. Einige Filialen mussten zwar geschlossen werden, dennoch konnte Baumann das Ladennetz seit 2007 ausbauen. Inzwischen zählen Filialen in Basel, Zürich, Bern, Lausanne, Genf, Luzern und St. Gallen dazu. «Das Hauptgeschäft läuft nach wie vor über die Ladentheke», erklärt Baumann. Aber eben, «den» Stammkunden von früher gibt es kaum mehr. «Wir leben von Impulskäufen. Darum ist es entscheidend, dass wir an Hochfrequenzlagen vertreten sind.»

Rund 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet das Läckerli Huus in den eigenen stationären Geschäften. Darum ist eine ästhetisch ansprechende Ladengestaltung ein zentrales Verkaufsargument – ebenso wie die sorgfältig gestalteten Verpackungen wie Bisquitdosen, die seit jeher zum Merkmal des Läckerli Huus zählen. Gerade in der Weihnachtszeit sei dies durchaus ein entscheidender Vorteil gegenüber dem Wettbewerb.

Natürlich gibt es die Läckerli unter anderem auch bei Coop zu kaufen, doch der direkte Kontakt zum Kunden findet hauptsächlich in den eigenen Läden statt. Und dieser wird in Zukunft wohl noch wichtiger werden. Deswegen bleiben sorgfältig gestaltete Ladenlokale an Hochfrequenzlagen das Schlüsselelement, um Impulskunden anzuziehen, erläutert Baumann. Interessant ist, dass ein Grossteil der Kunden nach den Neuheiten fragt – um am Ende trotzdem die Original Basler Läckerli zu kaufen. Doch gerade vor dem Hintergrund des veränderten Kaufverhaltens seien saisonale Angebote oder die Geschenkdosen zur Weihnachtszeit zentral, um Kunden in die Geschäfte zu locken.

Wachstum durch Innovation

Dieser Gedanke spielte auch mit, als das Läckerli Huus entschied, in neue Produktekategorien vorzustossen. Seit 2015 gehören neben Läckerli, Rahmtäfeli und Bisquitspezialitäten auch Schokolade und Pralinés zum Sortiment. «Wir brauchen einen Türöffner, der Mainstream fähig ist, damit neue Kunden zu uns kommen, die das Läckerli Huus noch nicht kennen», erklärt Baumann. «Nur so können wir in Zukunft Wachstum generieren.»

Weiter wachsen wolle man auch mit neuen Filialen, von aktuell 10 auf 15 bis 20 Ladengeschäfte in der Schweiz. So zumindest das Ziel. Denkbar wäre beispielsweise ein neuer Standort in Lugano. Die Suche nach geeigneten Lokalen gestaltet sich dabei als grösste Herausforderung. Gerade in den Innenstädten findet ein harter Wettbewerb um die attraktiven Lagen statt – trotz vielbeschworener Immobilienkrise im Detailhandel.

Ziel ist es, auch online zuzulegen. Doch so einfach, wie viele denken, sei es nicht und im Lebensmittelbereich ist das Online-Geschäft ohnehin schwach. Im Läckerli Huus macht das Versandgeschäft aktuell rund 10 bis 15 Prozent aus, an Weihnachten liegt der Anteil etwas höher, weil viele Kunden Geschenksendungen verschicken. «Im Geschenkbereich sind wir gut. Hier können wir mit individuellen Angeboten überzeugen», meint Baumann. Viele Firmen nutzen beispielsweise das Abo für Mitarbeitergeschenke, wobei das Läckerli Huus die komplette Abwicklung übernimmt. «Das sind spannende Angebote, wenn man dem Kunden mit einer Dienstleistung Arbeit abnehmen kann.»

Fokus Schweiz

Und im Ausland? Seit rund fünf Jahren wird der japanische Markt mit Partnern vor Ort bearbeitet. In China ist das Experiment Ausland-Expansion vor ein paar Jahren nicht gelungen. «Wir waren blauäugig, vielleicht arrogant, aber man muss auch bereit sein, ein Risiko einzugehen», sagt Baumann dazu. Immerhin werden rund 10 Prozent des Umsatzes durch den Export erwirtschaftet. «Doch unser Fokus liegt ganz klar auf der Schweiz.»