Werken im Netz

Wie halten Sie es mit dem «Networking»? Der Beziehungspflege zu unterschiedlichsten Menschen, denen Sie im Laufe Ihrer Karriere begegnen und mit denen Sie sich mehr oder weniger regelmässig austauschen? Spontan oder organisiert innerhalb von Verbänden, Vereinen oder Serviceclubs? Die Auswahl alleine in der Schweiz scheint beinahe grenzenlos: 62`789 Vereine und Verbände soll es gemäss des Bundesamts fürf Statistik (BFS) in der Schweiz geben – viele davon bieten Fachtagungen und mannigfache Netzwerkmöglichkeiten an.

Ich gebe es zu: Ich bin eine begeisterte Netzwerkerin. Gehaltvolle Netzwerkarbeit ist für mich die Kür aller Zusammenarbeitsformen. Hier geht es nicht nur um Arbeit, sondern um das Interesse an Menschen, um Wissenstransfer, berufliches Bestehen und Weiterkommen. Das Netzwerk hat die Kraft, uns als Unternehmer/-In zu inspirieren und zu aktivieren. Online oder offline. Als bezahlendes Mitglied regelmässiger Treffen oder als «Cherry-Picker/-In» von Lieblingsthemen an ausgewählten Konferenzen. Ganz nach Bedarf und Möglichkeiten. Sie entscheiden!

Die Kraft funktionierender Business-Netzwerke habe ich zum ersten Mal erleben dürfen, als ich mich als junge Mutter selbständig machte. Ich fand in einem Online-Netzwerk für berufstätige Mütter nicht nur den Halt unter Gleichgesinnten, sondern auch praktische und praktikable Hilfestellungen beim Weg in die Selbständigkeit. Genauso wichtig waren die Kontakte zu Geschäftsfrauen, die mir einen Benchmark setzten, der mich laufend motivierte, weiter zu machen und mich zu verbessern.

Wie konnte das gelingen? Dank aktivem Austausch – nicht nur von Erfolgen – sondern auch von Erkenntnissen aus Fehlern und Misserfolgen. Mein zweites Netzwerk-Highlight fand ich dann einige Jahre später bei einer Fachgruppe, die sich praxisnahe und fundiert mit Digitalisierung auseinander setzt. Wow! Hier traf ich auf Menschen, die den fachlichen Austausch ins Zentrum stellten, und es nicht scheuten, Wissen und Erfahrung zu teilen.

Klar! Alleine oder in einer Ausbildung hätte ich mir ähnliches Know-how auch aneignen können. Sogar mit Diplom und Fachausweis. Im realen Leben aber – gerade in unserer Zeit, in der sich Mensch und Arbeit laufend an technische Entwicklungen anpassen und weiterentwickeln müssen – steht für mich Praxis vor Theorie. Hier geht es um Menschen und echte Erfahrungswerte.

Was sind meine Erkenntnisse aus den – für mich – funktionierenden Netzwerken? Ein echtes Netzwerk prahlt nicht. Es teilt Wissen und baut auf ehrliches Interesse am Gegenüber. Es verlinkt Menschen und (sehr wichtig!) es vermittelt Geschäftsmöglichkeiten – ohne Garantie. Dafür mit Potenzial. «Es» das Netzwerk. Das sind Menschen, die gemeinsame Interessen teilen, bereit sind, voneinander zu lernen und den Wissens- und Erfahrungstransfer suchen, ohne dabei immer auf wohlwollende Zustimmung zu stossen, sondern auch Mal den Diskurs aushalten.
 
Ein weitsichtiger Mentor legte mir am Anfang meiner Berufskarriere folgende Empfehlung nahe: Arbeite an einem Beziehungsnetzwerk, das auf echter gemeinsamer Arbeit beruht. Was zählt, ist das Fundament, das es einem ermöglicht – egal ob man sich wöchentlich oder nur alle paar Jahre sieht – den Hörer in die Hand zu nehmen, um jemanden schnell und unkompliziert um Hilfe bitten zu können. Das ist eine ganze Weile her. Heute dürfen Sie das gerne auch per LinkedIn machen. Der Grundsatz stimmt aber immer noch: Netzwerk braucht Zeit und basiert auf Relevanz, Vertrauen, Verlässlichkeit und echter Arbeit.