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VR Praxis

Verwaltungsräte – bitte tragen Sie den Seelen Sorge!

Verwaltungsräte – bitte tragen Sie den Seelen Sorge!
Bild: Pixabay/viarami

Ihre persönliche Seele ist selbstverständlich auch wichtig, aber hier betrifft es die Seelen Ihrer Unternehmen. Sie drohen zu verrohen und langfristig gegen Ihre gesteckten Ziele zu wirken. Warum?

Die Seele eines Unternehmens steht für mehr als seine Kultur, nämlich für Identifikation, Zugehörigkeit, Motivation, Sinnhaftigkeit, Umgang miteinander, Qualität der Arbeitsbeziehungen, unsichtbare emotionale Energien, non-verbale Kommunikation ... Die Ausprägungen von Vertrauen, Begeisterung, Kunden- und Mitarbeiterbindungen sind mess- und spürbar.

Dass Arbeiten im Homeoffice besser funktioniert als gedacht und komfortabler ist als erwartet, ist eine Corona-Erkenntnis, welche nachhaltig wirken wird. Man merkt sofort, wenn der Gesprächspartner am Telefon im Homeoffice arbeitet. Ich spreche meine Gesprächspartner jeweils an, wie sie mit Homeoffice umgehen.

Die Antworten waren bisher immer zwiespältig: Super, man spart den Arbeitsweg; man kann konzentrierter arbeiten; mehr Flexibilität für Privates. Aber auch: Ich fühle mich allein; informelle Informationen fehlen; ich vermisse den Kontakt zu meinen Kolleginnen und Kollegen; mir fällt die Decke auf den Kopf. Videocalls kompensieren das Gemeinschaftsgefühl nicht.

Dass die Finanzchefs bei den fast leeren Büros langfristig Potential für Kostenoptimierungen wittern, ist verständlich. Im Rahmen einer Pandemie kann man sagen: nicht weiter schlimm und vertretbar.

Lessons learned?

Viele Bekannte – Manager und einfache Angestellte – haben das Homeoffice einfach nur satt. Zehn Meter Arbeitsweg haben einen grossen Trade-off. Man wird sich plötzlich bewusst, dass

  • Homeoffice besser funktioniert als erwartet – technisch und emotional, aber dass
  • man sich irgendwie fremd geworden ist, man hat sich auseinandergelebt,
  • ein persönliches Treffen mit Mitarbeitenden, Kollegen und Kunden eine neue Bedeutung erhält,
  • Arbeitskollegen, das Umfeld in der Firma, die informellen Kontakte ein wichtiger Teil der Motivation darstellen, die einen am Morgen aus dem Bett treiben,
  • Gespräche von Angesicht zu Angesicht ein grösseres Commitment bedeuten als per Video,
  • ein gemeinsamer Lunch oder ein Feierabendbier eine wichtige Rolle spielen,
  • Arbeitsweg und Tapetenwechsel eine positive Wirkung auf die Work-/Life-Balance haben,
  • ups – diesen Mitarbeiter habe ich ja noch nie persönlich getroffen,
  • etc.

Wofür entscheiden Sie sich?

Mit welcher Botschaft werden Sie in Zukunft neue Mitarbeitende rekrutieren?

a)    «Homeoffice ist bei uns Pflicht, entsprechende Infrastruktur wird erwartet.»
b)    «Wir freuen uns, Sie an Ihrem persönlichen Arbeitsplatz in der Firma begrüssen zu dürfen.»

Bitte stimmen Sie ab und erfahren Sie, was andere denken:
www.p-connect.ch/u-seelen/#uzsurvey

oder direkt via QR-Code:

Homeoffice 2.0

Die Kunst der Führung wird die Definition des gesunden Mix sein: Wunsch/ Pflicht zum Homeoffice zur Einsparung der Bürofläche versus dem Wunsch nach Tapetenwechsel und Work-/Life-Balance im wahrsten Sinn des Wortes. Kann jeder seinen Mix selbst wählen, gibt es Mindestpräsenz- bzw. Mindest-Homeoffice-Zeiten? Wie kultiviert man die Seele des Unternehmens, das Erreichen gemeinsamer Ziele, das Feiern gemeinsamer Erfolge, wenn immer ein Teil fehlt?

Es dürfte einige Spannungen verursachen, bis die ideale Mischform gefunden ist. Extreme Erwartungshaltungen dürften den Prozess belasten. Es wird regelmässige Plattformen brauchen, um ein Gemeinschaftsgefühl zu pflegen. Je mehr Homeoffice, desto intensiver müssen diese Plattformen wirken.

Die Kultur eines Unternehmens entsteht top-down. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung sind in der Verantwortung. Eine Verrohung der Unternehmensseele würde in den Kennzahlen sichtbar. Man tut wohl gut daran, die Homeoffice Kultur genau zu beobachten und dem Zusammenhalt der mitarbeitenden Menschen systematisch Aufmerksamkeit zu schenken.

Eine intakte Seele wird sich nachhaltig auszahlen: begeisterte Mitarbeiter als Firmenbotschafter, geringe Fluktuation, positives Image, zufriedene Kunden.